Freitag, 13. Januar 2017

13.01.2017 - Wahrer Respekt



Wahrer Respekt
13.01.2017

Wenn ihr euch gegenseitig respektiert, dann schenkt ihr euch Aufmerksamkeit. Wenn ihr respektvoll zueinander seid, dann seid ihr nicht tolerant. Wenn ihr von Toleranz sprecht, versucht ihr euch nur gegenseitig zu ertragen und dann seid ihr stolz darauf es geschafft zu haben. Ihr meint es gut, wenn ihr tolerant und geduldig sein wollt. Ihr gebt euch wirklich Mühe. Aber ihr drängt etwas weg.
Wahrer Respekt ist eine Eigenschaft der Liebe, eine Form der Hingabe. Respekt ist ein zurückschauen, ein hinter die Hülle schauen, ein sich einlassen, ein sich zurücknehmen ohne euch dabei selbst zu vergessen. Respekt ist Wertschätzung, eine Segnung und Ehrung für alle Lebewesen.
Ihr seid überaus besonders und habt so viele Fertigkeiten, Möglichkeiten, Qualitäten. Das ist ohne Zweifel faszinierend. Ihr seid so mittendrin, so begeistert, so euphorisch und erregt von euch selbst, dass euch dieses Gefühl oft gefangen nimmt. Dann werdet ihr Selbstgefällig.
Selbstverständlich findet ihr Gefallen an euch, doch ihr solltet einen Moment inne halten, bevor ihr von der Ektase eurer Selbsterfahrung besessen werdet. Denn: ihr seid viele. Und ihr seid nicht die einzigen Lebensformen auf dieser Erde die Respekt verdienen.
Gebt einem Menschen euren Respekt und ihr lasst euch ein, zu fühlen was er fühlt, zu denken was er denkt, zu sehen was er sieht. Habt ihr Respekt vor einem Menschen, werdet ihr zu diesem Menschen. Habt ihr Respekt vor einem Tier, dann werdet ihr zu diesem Tier. Und ist es auch nur ein kurzer Augenblick, in dem ihr euch zurückstellt. In diesem Augenblick geht ihr eine Verbindung ein. Wenn ihr einem Lebewesen euren ganzen Respekt gebt, wird es gesehen und es sieht sich dadurch selbst. Respekt ist wie ein Licht-Spiegel. Ein Spiegel der Liebe. Ihr sagt dann: ich sehe dich. Und euer Gegenüber sagt zu euch: ich sehe dich.
Jedes Lebewesen das ihr zutiefst respektiert, fühlt sich geehrt und gesehen. Jeder erfährt dann seine Schönheit, ihr spiegelt sie ihm mit eurem Respekt. Aber ihr müsst auch respektvoll zu euch selbst sein. Ihr müsst euch selbst ein heller Spiegel sein, sonst könnt ihr ihn auch anderen nicht vorhalten.
Das Grundproblem ist, dass ihr Angst habt euch im Respekt zu verlieren, euch dabei selbst zu vergessen. Es fällt euch oft leichter in eine Filmrolle zu schlüpfen, als euch wirklich auf ein Lebewesen einzulassen. Ihr trägt alte Speicherungen in euch, die euch an Aufopferung und Entbehrung erinnern. Ihr müsst euch Respekt verschaffen oder ihr habt Angst vor einer übergeordneten Person. Ihr respektiert jemanden, wenn ihr ihn in seiner sozialen Stellung für wichtig haltet und zeigt das in eurem Verhalten. Aber das ist nicht Respekt.
Wie all eure Ängste, entsteht auch diese Angst aus Schmerz und Rückzug. Ihr macht eine schmerzhafte Erfahrung und verschließt euch. Ihr lasst euch dann nicht mehr ein und trennt euch ab.
Ihr begegnet hundert Seelen, eine davon verletzt euch. Daraufhin versperrt ihr euch allen anderen Seelen. Ihr gebt euch die Schuld oder euch wurde Schund eingeimpft, dann respektiert ihr euch selbst nicht mehr.
Je länger ihr euch vor euch selbst und anderen zurückzieht, umso grösser wird eure Angst voreinander, denn dann fehlt euch die Erfahrung. Dann werden euch andere fremd und alles Fremde macht euch Angst.
Um diese Angst zu verlieren, braucht ihr es also nur wieder zu tun, zu erfahren. Alles was ihr übt wird euch wieder vertraut. Durch Wiederholung, durch Übung, verliert ihr eure Angst.
Ihr könnt euch also wieder in Respekt üben. Aber seid wohlwollend zu euch. Nach all den Jahren des Rückzugs müsst ihr erst wieder die richtige Balance zwischen euch finden. Ihr müsst wieder in Übung kommen. Ihr fragt euch: Wie kann ich beides gleichzeitig? Mich ganz auf jemanden einlassen und ganz bei mir sein? Ein guter Artist kann mit fünf Kugeln gleichzeitig jonglieren. Er hat so lange geübt, bis es ihm fast ohne Anstrengung gelingt.
Übt euch im Zuhören, im Schweigen, im Lauschen. Wenn ihr immer nur von euch selbst sprecht, lernt ihr nichts mehr Neues dazu.
Respekt hat also mit Demut zu tun.
Mit Demut und Hingabe.

Mit Liebe.

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